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Pressemitteilung vom 25.06.2021

Datum 25.06.2021

Erfahrungsaustausch Bewirtschaftung der Edertalsperre

Der Erfahrungsaustausch zur Bewirtschaftung der Edertalsperre wurde auch in diesem Jahr fortgesetzt. Vertreterinnen und Vertreter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser (WSA) und des Regierungspräsidiums Kassel trafen sich heute am Diemelsee mit Interessenvertretern der Region zum gemeinsamen Gespräch, an dem sowohl der Regionalverband Eder-Diemel e.V. als auch die Interessengemeinschaft Oberweser/Eder- und Diemelsee e.V. teilnahmen.

Erfahrungsaustausch
Vor genau zwei Jahren, am 25. Juni 2019, vereinbarten die Akteurinnen und Akteure bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung zur Bewirtschaftung der Edertalsperre, sich nun jährlich zu einem Erfahrungsaustausch zu treffen. Hierbei sollen vor allem die Auswirkungen der Einfüh-rung der Triggerlinie sowie des Wintersparbetriebs in den Blick genommen werden, bevor diese Ansätze in der Betriebsvorschrift festgeschrie-ben werden.
Nach zwei extrem trockenen Jahren gab es in diesem Jahr Grund zum Aufatmen. Häufige Niederschläge und eine ausgiebige Schneeschmelze führten im Frühjahr zu einem vollen See und sogar dazu, dass sowohl die Edertalsperre als auch die Diemeltalsperre 2021 bereits mehrfach übergelaufen sind. Einen so hohen Wasserstand Mitte Juni gab es in den letzten Jahren selten.
Nichtsdestotrotz ist die Diskussion um die Bewirtschaftung der Edertalsperre auch im Sinne der ursprünglichen Zweckbestimmung und Nut-zung ein Dauerthema. Eine Vielzahl von Untersuchungen, Veranstaltungen und Abstimmungen, bei denen durch die Akteure immer wieder um einen Interessenausgleich gerungen wurde, haben zur Einführung der optimierten Triggerlinie und des Wintersparmodells geführt.

Interessenausgleich und Herbeiführung eines Konsenses gelungen
Nun fand – diesmal an der Diemeltalsperre - der zweite Erfahrungsaustausch statt. Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber äußerte sich erfreut zum in den vergangenen zwei Jahren Erreichten: „Bereits im vergangenen Jahr waren wir uns einig, dass wir die getroffenen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum in den Blick nehmen müssen. Nach den letzten beiden extrem trockenen Jahren haben wir in diesem Jahr einen deutschen Durchschnittsfrühling erlebt, der auch Auswirkungen auf den Füllstand der Talsperren hat. Dies zeigt, dass es wichtig ist, sich nicht von den extrem trockenen Jahren leiten zu lassen, sondern immer das Mittel zu sehen. Nur so lässt sich der Erfolg messen. Hierbei gilt es immer, die Interessen der Ederseeregion und der Weser abzuwägen und auszugleichen. Daher ist uns dieser jährliche Erfahrungsaustausch ein besonderes Anliegen.“

Konstruktiver Austausch und sinnvoller Probebetrieb
Das WSA Weser begrüßt den bisherigen konstruktiven Austausch der beteiligten Behörden und Interessenvertretungen, so der Leiter Henning Buchholz: „Auch wenn es zu Beginn des dritten Bewirtschaftungsjahres des Probebetriebes mit Triggerlinie und Wintersparbetrieb noch zu früh ist, endgültige Schlüsse zu ziehen so zeigt sich doch, dass durch die zwei trockenen Jahre 2019 und 2020 und dem relativ feuchten Jahresbeginn 2021, umfassende Daten gewonnen werden konnten, die jetzt durch die Experten des WSA ausgewertet werden. Ein belastbares Ergebnis ist frühestens nach fünf Jahren Probebetrieb zu erwarten. Den eingeschlagenen Weg gilt es nun gemeinsam fortzusetzen.“

Erörterung des alternativen Abgabekonzeptes des RVED
Neben den oben genannten Maßnahmen hat der RVED, als Diskussionsbeitrag innerhalb des fünfjährigen Probebetriebszeitraum, einen Ergänzungsvorschlag eingebracht, der nun durch das WSA geprüft wurde. Der Vorschlag sieht eine „Haltelinie“ des Talsperreninhalts bei 125 Mio. Kubikmetern vor, ab dem nur noch die Mindestabgabe von 6 m³/s er-folgt. Dergestalt würde also die „Stützung der Oberweser“ über den Sommer ausgesetzt, um sie dann ab Mitte August fortzusetzen.
Ob dies – unter Würdigung des Widmungszweckes der Edertalsperre - ein Ansatz für einen weiteren Interessenausgleich zwischen den Regionen „Edersee“ und „Oberweser“ wäre, haben die Mitarbeitenden des WSA in vielfachen Simulationen berechnet.
Im Verlauf der Sitzung wurden die Ergebnisse kontrovers diskutiert. Dabei wurde vereinbart, eine weitere Variante des vorgeschlagenen Modells zu berechnen, da die bisherigen Ergebnisse noch keinen optimalen Interessensausgleich ermöglichen. Über das Ergebnis dieser erneuten Berechnung soll im Spätherbst des Jahres weiter beraten werden.
Dies zeigt: Auch in Zukunft gibt es im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung der Edertalsperre weiterhin viel Gesprächsbedarf.

Begriffserläuterungen:
 Triggerlinie: Wasserabgabekompromiss zum Sparen von Ederseewasser, bei gleichzeitig weiterhin möglicher Schifffahrt auf der Oberweser: Betriebsweise in trockenen Jahren, wonach bei Unterschreiten einer festgelegten statistikba-sierten Referenzinhaltslinie die Stützung des Weser-Pegelstandes in Hann. Münden von 1,20 m auf 1,15 m (über Pegelnullpunkt) reduziert wird.
 Wintersparbetrieb: Längere Zeiträume mit geringeren Zuflüssen treten manchmal auch in Winterhalbjahren auf. Maßnahme, um dann die Mindestabgabe von 6 m³/s aus der Edertalsperre unter bestimmten Randbedingungen auf 4 m³/s zu reduzieren und die eingesparte Wassermenge zusätzlich in der Edertalsperre zu bevorraten.